Studie zur sozialen Integration im Schweizer Fussball: «Fussball ein Schlüssel zur Gesellschaft»

17.08.2022 10:00

Studie zur sozialen Integration im Schweizer Fussball: «Fussball ein Schlüssel zur Gesellschaft»

Der Fussball in der Schweiz leistet einen bedeutenden Beitrag zur sozialen Integration. Menschen mit und ohne Migrationshintergrund finden in Fussballvereinen Zugang zu gesellschaftlichen Aktivitäten und Netzwerken, die über die Vereine hinausreichen. Zu diesem Schluss kommt eine wissenschaftliche Studie des Instituts für Sportwissenschaft der Universität Bern, die in einem Zeitraum von zwei Jahren erarbeitet worden ist.

Die Studie basiert auf Erhebungen in 42 Fussballvereinen in der Deutsch- und Westschweiz, 145 Teams sowie unter 1839 Vereinsmitgliedern. Die gewonnenen Daten verweisen auf eine hohe Vielfalt in den Fussballvereinen: Nicht weniger als 179 Nationalitäten sind in den rund 1400 Klubs des Schweizerischen Fussballverbands vertreten.

Insgesamt zeigt sich eine hohe soziale Integration aller Vereinsmitglieder, und zwar unabhängig von der Migrationsgeneration. Mitglieder in Fussballklubs sind in gelingende Beziehungen eingebunden (Interaktion), wissen über zentrale Normen und Gewohnheiten in den Vereinen Bescheid (Kulturation) und identifizieren sich stark mit dem Verein (Identifikation). Gerade in den Teams werden vielfältige soziale Beziehungen aufgebaut, welche oft als soziales Netzwerk über den Verein hinausreichen. Viele Personen verbessern durch die Vereinszugehörigkeit ihre Sprachkenntnisse.

«Diese Studie ist Beleg dafür, dass der Fussball ein Schlüssel zur Gesellschaft und zu gelungener Integration ist», sagt SFV-Präsident Dominique Blanc. «Wir wollen diese wissenschaftlichen Ergebnisse nutzen, um die Vereinsentwicklung in unserem Verband gezielt zu verbessern und voranzutreiben. Die Vision des SFV ist es, ein Pfeiler der Gesellschaft zu sein, was uns mit diesem wichtigen Beitrag zur Integration gelingt.»

Wie bei Mitgliedern im Allgemeinen gelingt auch die soziale Integration von Frauen mit Migrationshintergrund.  Jedoch finden Frauen, die selbst in die Schweiz eingewandert sind, seltener den Weg in die Vereine. Klubmitglieder mit Migrationshintergrund weisen kürzere Mitgliedschaftsdauern auf und sind seltener in Ehrenämter eingebunden. Sie sind ausserdem öfter von Diskriminierung im Verein betroffen als Mitglieder ohne Migrationshintergrund. Jedes zehnte immigrierte Mitglied berichtete im Rahmen der Studie davon.

Den Trainerinnen und Trainern kommt angesichts der hohen Bedeutung des Teams für die soziale Integration und ihrer Vorbildrolle im Umgang mit kultureller Vielfalt eine zentrale Rolle zu. Um den sozialen Aufgaben im Breitensport gerecht zu werden, ist der SFV bestrebt, zusammen mit dem BASPO und Jugend+Sport, die sozialen und interkulturellen Kompetenzen in der Grundausbildung von Trainerinnen und Trainern weiter zu fördern und auszubauen. Zudem wird sich der SFV dafür einsetzen, dass die Erkenntnisse über die Swiss Olympic Academy den Vereinsverantwortlichen zugänglich gemacht werden. Zuletzt sind Aspekte der sozialen Integration ein wichtiger Teil des Projekts SFV Quality Club, um einen starken Spirit of Football im Schweizer Amateurfussball zu fördern.

SFV-Integrationsprojekt «TOGETHER – Fussball vereint»

Der SFV hat im März diverse Aktionen zur Unterstützung kriegsbetroffener Menschen aus der Ukraine gestartet.  Ein Teil der Einnahmen des Länderspiels Schweiz - Kosovo vom 29. März 2022 fliesst ebenso in das «Integrationsprojekt TOGETHER – Fussball vereint» wie eine Spende der A-Nationalspieler. Mit dem Geld wurde Trainingsmaterial für Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus der Ukraine finanziert, die in Schweizer Fussballvereinen aufgenommen wurden. Zudem fliesst ein weiterer Betrag an den ukrainischen Fussballverband zur Wiederherstellung von zerstörter Infrastruktur.

Ein starkes Zeichen sendete auch das Schweizer Schiedsrichter-Wesen aus. Es integrierte seit Ende März die ukrainische FIFA-Assistentin Maryna Striletska zur Vorbereitung auf die UEFA Women’s EURO in Schweizer Meisterschaften. Striletska absolvierte als SR-Assistentin zwölf Spiele in der Ersten Liga und in der AXA Women’s Super League. An der Frauen-EM in England kam Striletska unter anderem im Final zum Einsatz. Beim «Match for Peace» in Basel spendete das Schiedsrichterinnen-Trio mit Esther Staubli, Susanne Küng und Striletska seine Spesenentschädigungen zugunsten von kriegsbetroffenen Menschen in der Ukraine.

SFV