Remo Arnold: Stärker zurückkommen

18.12.2017 14:02

Remo Arnold: Stärker zurückkommen

Remo Arnold stieg beim FC Luzern und im Schweizer U-21-Nationalteam voller Energie und Vertrauen in die neue Saison. Doch dann erlitt er in der Europa-League-Qualifikation einen Kreuzbandriss und kämpft sich seither zurück. Im neuen Jahr will er seine Karriere ein zweites Mal lancieren.

Es lief die 18. Minute im Hinspiel der zweiten Qualifikationsrunde zur Europa League. Remo Arnold begann für den FC Luzern wie gewohnt mit der Nummer 6 im defensiven Mittelfeld, dann blieb er auf dem Rasen des Stadions Gradski des kroatischen Clubs NK Osijek mit dem Fuss hängen und verdrehte sich das Knie. Zurück in der Schweiz brachte eine MRI-Untersuchung die traurige Gewissheit: Kreuzbandriss im rechten Knie gerissen, der Meniskus kam dazu, die Aussenbänder waren gezerrt. Eine solche Diagnose ist im ersten Moment niederschmetternd – «ein Riesenschock», wie es Arnold selbst ausdrückt. «Ich war sprachlos, weil ich nicht mit einer solch schweren Verletzung gerechnet hatte.» Doch er gehört nicht zu jenen Menschen, die mit dem Schicksal hadern, das bringe nicht viel, sagt er. Er habe sich schnell gefangen und die grosse Herausforderung angenommen. Die Herausforderung, das bedeutet in diesem Fall sechs Monate Rehabilitation, Therapie, Kraftraum – und ein Einschnitt in eine Karriere, die sich gerade einzupegeln begann.

Eine Herausforderung
Beim FC Luzern glaubte er nach einer schwierigen Saison 2016/2017 den nächsten Schritt getan zu haben, die Signale waren positiv im Hinblick auf die neue Spielzeit. Und im U-21-Nationalteam von Trainer Heinz Moser durfte er im Juni in der EM-Qualifikation gegen Bosnien-Herzegowina debütieren. Das alles war mit einem Augenblick gestrichen. «Ich nahm die Verletzung an, wollte das Beste aus der Situation machen. Ich konnte Dinge aufholen und verbessern, die zuvor im normalen Trainingsalltag vielleicht ein Stück weit auf der Strecke bleiben mussten.» Er denkt da ans Physische, an seine Rumpfstabilität zum Beispiel, aber auch ans Mentale. Er erfuhr viel Unterstützung aus seinem Umfeld, er reifte weiter als Persönlichkeit. «Ich möchte stärker zurückkommen.» Noch muss er sich etwas gedulden. Anfang November verbrachte er nach der ersten Betreuungsphase in der Hirslandenklinik einen zweiwöchigen intensiven Therapieblock in Berlin. Der Plan sieht vor, dass er mit dem Wintertrainingslager wieder ins Teamtraining einsteigen kann, dass er zur Rückrunde wieder bereit wäre.

Erste Ausrufezeichen
Für ihn wird es eine Neulancierung einer Karriere sein, die einige Hürden für ihn in den vergangenen beiden Jahren bereithielt. 2015 wurde er als Fussballer erstmals in einer breiteren Öffentlichkeit wahrgenommen. Das Schweizer Fernsehen begleitete ihn in der Vorbereitung zum FIFA Blue Stars Youth Cup. Der Nachwuchs des FC Luzern gewann den international hochkarätig besetzten Anlass, Captain Remo Arnold, der früher Steven Gerrard auf seiner Position im defensiven Mittelfeld als sein Vorbild nannte, wurde zum Spieler des Turniers gewählt. Gleich darauf wurde er ins Kader der ersten Mannschaft des FC Luzern aufgenommen, in seiner Wohngemeinde Schlierbach wurde er von der Bevölkerung als 1.-August-Redner gewählt. Er konnte diese fussballerischer Verpflichtungen wegen nicht persönlich halten, doch in der Videobotschaft sprach er über Nationalstolz, über die Bedeutung seiner Einsätze für das Schweizer Nationalteam. Er war damals schon Captain der Schweizer U-19, er war mit der U-17 an die EM-Endrunde 2014 gereist. Er gehört zum Projekt «Footuro» des SFV, das jenen Spielern zusätzliche Förderung zukommen lässt, die die Perspektive besitzen, dereinst für das A-Nationalteam auflaufen zu können.

Pech und Hürden
Die Saison 2016/2017 brachte viele «Ups und Downs», wie sich Arnold ausdrückt. Er kam im Team von Trainer Markus Babbel nurmehr selten zum Einsatz, er war öfter mit der U-21 unterwegs. Mit dieser bestritt er Ende Saison unter Trainer Gerardo Seoane auch die Aufstiegsspiele in die Promotion League, scheiterte jedoch an Lancy. Dann kam am 13. Juli 2017 jene verhängnisvolle Aktion in Osijek, die die ganzen Pläne unterbrach. Er musste aus der Distanz beobachten, wie seine Kollegen eine nicht einfache Saison bestreiten, bis auf die letzten Plätze in der Super League abrutschten. «Wir müssen aus dieser Baisse rauskommen, und ich hoffe, dass ich im neuen Jahr meinen Beitrag dazu leisten kann.» Forcieren will und kann er nichts. «Ich muss auf meinen Körper hören, es bringt nichts, etwas durchzudrücken.» Es gehe auch nicht darum, einen Genesungsrekord aufzustellen. Das Wichtigste ist jetzt, gesund zu werden, zurückzukehren, die Form zu finden und mich wieder ins Team zu spielen.»

(ds/nl)