Djibril Sow: Das neue Vertrauen

28.01.2018 14:03

Djibril Sow: Das neue Vertrauen

Der 21-jährige Mittelfeldspieler Djibril Sow hat sich nach seiner Rückkehr von Borussia Mönchengladbach bei den Berner Young Boys als regelmässig eingesetzter Spieler etabliert. Nun will der Schweizer U-21-Nationalspieler seine Karriere weiter stabilisieren.

Für Djibril Sow war die Rückkehr zu den BSC Young Boys so etwas wie ein Neustart in seiner Karriere, als er sich nach zwei Jahren beim deutschen Bundesligisten Borussia Mönchengladbach zur Rückkehr in die Schweiz entschied. «Es ist sehr gut gelaufen in der Vorrunde, mit so vielen Einsätzen hatte ich eigentlich gar nicht gerechnet.» Ins Ausland war er im Sommer 2015 aufgebrochen, von der U-21 des FC Zürich aus, ohne ein einziges Spiel in der Super League bestritten zu haben, ohne einmal mit dem Fanionteam der Zürcher trainiert zu haben. Er war damals 18 Jahre alt und wartete auf seine Chance. Als sie ihm von Borussia Mönchengladbach aus versprachen, dass er dort ins Training der ersten Mannschaft integriert und behutsam an das Niveau der Bundesliga herangeführt würde, da machte er sich seine Gedanken. «Ich fand es seltsam, dass ich diese Chance in der Bundesliga erhalte und in Zürich noch nicht.» Der Entscheid war dann schnell gefallen, er unterzeichnete einen Vertrag über fünf Jahre.

Ein steiniger Weg
Am Niederrhein gewöhnte sich Sow allmählich an die erhöhten Anforderungen. «In Deutschland ist mentale Stärke gefragt, in jedem Training wird Vollgas gegeben, vor allem auch von den arrivierten Spielern. Das Niveau ist sehr hoch», erzählt er. Der Mittelfeldspieler hat in Mönchengladbach an Robustheit zugelegt, er ist reifer geworden. «Ich war erstmals in meinem Leben auf mich allein gestellt, das Hotel Mama war Geschichte.» Der Weg in die Bundesliga war steinig, zumal jener Trainer, der ihn damals in Zürich entdeckt und sich für seine Verpflichtung stark gemacht hatte, nach einem schwachen Saisonstart 2015/2016 seinen Rücktritt erklärte: Lucien Favre.
Sow trainierte weiter, seine Spiele absolvierte er vornehmlich in der U-23 des Clubs in der Regionalliga. 32 Spiele machte er in denvergangenen zwei Jahren für die «Reserven», zweimal durfte er im DFB-Pokal mit der ersten Mannschaft ran, es waren Kurzeinsätze gegen den VfB Stuttgart und bei der Halbfinalniederlage gegen Eintracht Frankfurt. Im Penaltyschiessen vergab er den achten Versuch der Mönchengladbacher. Ein paar Tage später debütierte er in der Bundesliga.

Die «erste Profisaison»
Jetzt, das ist sein Leben beim BSC Young Boys. Er nennt es seine erste Profisaison, obwohl er natürlich schon in Mönchengladbach nichts anderes tat, als Fussball zu spielen. «Für mich war YB im Sommer die beste Option, ich wusste dass hier auf junge Spieler gebaut wird», sagt Sow. In 18 der 19 Super- League-Spielen bis zur Winterpause kam er zum Einsatz, nur die Partie gegen den FC Lugano in der 7. Runde verpasste er wegen einer kleinen Blessur. Die letzten fünf Partien vor Weihnachten spielte er über die volle Distanz durch. «Ich wurde hier sehr gut aufgenommen und habe mich immer besser gefühlt», sagt Sow. Um seine Zukunft fühlt er «keinen grossen Stress». Er ist langfristig, bis 2021, an YB gebunden, er ist irgendwie angekommen im professionellen Fussball. Er will seine Entwicklung weiter bestätigen und irgendwann einen zweiten Anlauf in einer der fünf Top-Ligen Europas nehmen. «Dann aber nicht bloss als Spieler eines erweiterten Kaders, sondern als Spieler mit einer tragenden Rolle».

Ein grosser Schritt
Djibril Sow kam 1997 in Zürich als Sohn eines senegalesischen Vaters und einer Schweizer Mutter zur Welt, der Vater wohnt mittlerweile wieder in Afrika. Seine fussballerischen Anfänge machte er beim BC Albisrieden, wo er mit seinen jungen Kollegen zwanglos kickte und erst mit zehn Jahren seine erste Lizenz löste. Ein Jahr später, 2008, konkretisierte sich der Weg Richtung Spitze, er wurde bei den «Letzi Kids» des FC Zürich aufgenommen und machte den Weg bis in die U-21. Dort fühlte er erstmals eine Art Stillstand und suchte nach einem Ausweg. Er brach seine KV-Ausbildung ab und setzte auf die Karte Borussia Mönchengladbach. Parallel zu seiner Ausbildung beim FC Zürich, für die er noch heute sehr dankbar ist, empfahl er sich für die Schweizer Nachwuchsnationalteams. Er begann bei der U-16, spielte auf U-17-Stufe die EM-Endrunde. Im Team von 2014 war er mit Spielern wie Albian Ajeti oder Dimitri Oberlin unterwegs, Sow sagt, es sei sein bisheriger Höhepunkt im rot-weissen Trikot gewesen. Mittlerweile ist er in der U-21 angekommen, bestreitet mit der SFV-Auswahl die EM-Qualifikation. Auch das A-Nationalteam ist ein Zukunftstraum, allerdings eher mittel- bis langfristig. Im vergangenen Juni war er mit einigen weiteren Perspektivspielern für einen Zusammenzug von Vladimir Petkovic aufgeboten worden. Es zeigt, dass man beim SFV die Augen auf seine Entwicklung richtet und ihm zutraut, den Sprung irgendwann zu schaffen. Das ist auch ein Beweis des Vertrauens, das einer wie Djibril Sow so sehr braucht.

(ds/nl)