Charyl Chappuis: vom U-17-Weltmeister zur Fussball-Ikone in Thailand

23.02.2017 13:35

Charyl Chappuis: vom U-17-Weltmeister zur Fussball-Ikone in Thailand

2009 wurde Charyl Chappuis mit Xhaka, Seferovic, Rodriguez und Co. sensationell U-17-Weltmeister in Nigeria. Danach geriet seine Karriere in der Schweiz ins Stocken. Heute ist er in seiner zweiten Heimat Thailand ein gefeierter Star – und hat mehr Instagram-Follower als Shaqiri und Co.

Schappu-i, Schappu-i, schreit der thailändische TV-Reporter immer wieder. Es ist der 17. Dezember 2016, Thailand gewinnt das Finalrückspiel der südostasiatischen Meisterschaften gegen Indonesien mit 2:0 und holt sich den Titel. Mittendrin: Charyl Chappuis, schweizerisch-thailändischer Doppelbürger und im Heimatland seiner Mutter Pailin einer der besten und populärsten Fussballspieler des Landes.

U-17-Weltmeistercoach Dany Ryser erinnert sich gut an die Anfänge dieser erfolgreichen "zweiten Karriere": "Ich habe damals die Anfrage aus Thailand als Herausforderung und Chance für Charyl gesehen und sie als Vertreter des SFV auch unterstützt, weil sich abzeichnete, dass Charyl den absoluten Durchbruch in der Schweiz wohl nicht schaffen würde."

 

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Werbe-Ikone und Instagram-Star
Seit Chappuis 2013 vom FC Lugano nach Thailand zum FC Buriram und später zum FC Suphanburi wechselte, geniesst er vor allem bei Jugendlichen Fussballanhängern Kultstatus. Es herrscht Omnipräsenz in Zeitschriften und im thailändischen TV, wo er für Luxusuhren und Hautcremes wirbt. Auf Instagram hat Chappuis mehr Follower als Shaqiri und Co. – 1.4 Millionen Fans machen den 25-Jährigen zum meistgefolgten Schweizer Fussballer auf dem sozialen Netzwerk.

In der Schweiz durchlief Chappuis alle Stationen der Nachwuchsförderung (von der U-15 bis zur U-20 im Nationalteam), nachdem er bis zu seinem 12. Lebensjahr von seinem Vater trainiert worden war. Bei seinem Stammverein GC blieb ihm der Durchbruch jedoch verwehrt. 2011 wechselte er leihweise ins Tessin, wo er für Locarno und Lugano über 40 Challenge League Partien absolvierte.

Ryser: "Vielleicht war er etwas zu anständig"
Zur Frage, weshalb Chappuis’ Karriere in der Schweiz trotz grossem Potenzial ins Stocken geriet, meint Ryser: "Physisch war Charyl der Mehrheit der Trainergilde wohl zu klein, zu wenig robust, um sich als Innenverteidiger entscheidend durchsetzen zu können. Und vielleicht war er auch etwas zu anständig, wenn es galt, eigene Interessen zu verfolgen, etwas zu pflegeleicht, wenn er ohne zu Murren auf der Ersatzbank Platz nehmen musste."

Der Wechsel nach Thailand, wo Chappuis heute als offensiver Mittelfeldstratege auch positionstechnisch einen Sprung nach vorne machte, erwies sich als Glücksgriff. Ryser: "Ich mag ihm den Erfolg in Thailand von Herzen gönnen und wünsche Charyl, dass er als gefeierter Star nicht abhebt, sich vielmehr weiterhin durch Bodenhaftigkeit und Natürlichkeit auszeichnet. Eigenschaften, die ihm schon früh als Kind und Jugendlichen von seinem nächsten Umfeld vorgelebt und vermittelt wurden. Ich werde seinen Weg auch weiterhin aufmerksam verfolgen."

(Text: Anton Lehmann, Fotos: Keystone, Instagram)