Albian Ajeti: Der verspätete Traum

16.11.2017 14:42

Albian Ajeti: Der verspätete Traum

Albian Ajeti hat im zweiten Anlauf sein Glück beim FC Basel 1893 gefunden und integrierte sich seit seiner Rückkehr nahtlos und spektakulär. In der Schweizer U-21-Nationalmannschaft ist er zurzeit nicht mehr wegzudenken.

Ajetis Geschichte begann in noch jüngeren Jahren. Der FC Barcelona war auf das Talent der beiden Zwillinge aus dem Kleinbasel aufmerksam geworden, Albian und Adonis Ajeti besuchten im Frühjahr 2012 „La Masia“, die Fussballschule der Katalanen. Sie wussten zu überzeugen, die Verantwortlichen legten gleich nach dem Testlauf fertige Verträge auf den Tisch. Doch im Familienrat war man sich nicht ganz einig und so wurde schliesslich auf das Abenteuer verzichtet. Stattdessen unterzeichneten die Zwillinge ein Jahr später, im Frühjahr 2013, ihre ersten Profiverträge beim FC Basel 1893.

Die ersten Berührungspunkte
Später schlossen sich Albian und Adonis Ajeti dem FC Basel 1893 an, ihr älterer Bruder, bis dahin beim FC Concordia aktiv, wechselte ebenfalls. Nun war man auch auf Clubebene vereint, durch den Altersunterschied ergaben sich aber zunächst keine gemeinsamen Auftritte. Als Albian Ajeti früh den Sprung schaffte und von Murat Yakin erste Einsätze zugesprochen erhielt, ergab sich bald die Gelegenheit, gemeinsam mit Arlind in einem Team zu spielen. Es war seine Premiere, bei einem 0:0 am 13. März 2014 in der Europa League gegen Red Bull Salzburg. Adonis war noch nicht ganz so weit, und als dieser im Dezember 2015 in der Europa League für den FC Basel 1893 debütierte und sein Zwillingsbruder Albian schon auf dem Feld stand, hatte sich Arlind Ajeti in der Zwischenzeit schon in Richtung Italien verabschiedet. „Das Ziel, dass wir einmal gemeinsam beim FCB spielen können, besteht immer noch, wir müssen es nun aber wohl an unser Karriereende verschieben“, sagt Albian Ajeti. Er selbst macht derzeit seinen ganz eigenen Traum wahr – „mit etwas Verspätung“, wie er selbst einräumt. Denn der erste Weg des hochtalentierten Stürmers beim FC Basel endete im Januar 2016. Unter Trainer Urs Fischer sah Ajeti nicht mehr jene Perspektiven, die ihm eine verheissungsvolle Zukunft versprach. Heute, keine zwei Jahre später, sagt er ohne Umschweife, dass „ich damals zu unerfahren, zu unreif und zu stark auf meine eigene Meinung fixiert war“. Die Folge war der schnelle Abgang. Es gab Interessenten aus England, Ajeti entschied sich aber für den FC Augsburg in der deutschen Bundesliga. „Ich hatte das Gefühl, dass dies ein guter Wechsel ist, auch aufgrund der positiven Gespräche mit dem Trainer und den Verantwortlichen.“ Doch es kommt anders als man denkt. Er spielte nur eine Partie, 36 Minuten beim 2:2 gegen Darmstadt, das wars. Nach einem halben Jahr liess er sich nach St. Gallen ausleihen.

Zurück zu den Wurzeln
In St. Gallen strafte er schnell all jene Lügen, die glaubten, in ihm einen Gescheiterten zu erkennen. Er nutzte die neue Chance, erzielte in 29 Saisonspielen zehn Treffer. Es waren genug, um die St. Galler zu einem für ihre Verhältnisse aussergewöhnlichen finanziellen Engagement zu bewegen. Sie übernahmen Ajeti im März 2017 definitiv aus Augsburg und statteten ihn mit einem Vertrag bis 2020 aus. Es waren auch genug, um das Interesse bei der „alten Liebe“ wieder zu erwecken. Die neue sportliche Führung um Marco Streller bemühte sich intensiv um die Dienste des „verlorenen Sohnes“, zunächst aber scheiterten die Verhandlungen an den finanziellen Forderungen des FC St. Gallen. Ein paar Wochen später und eine Verletzung des Basler Topskorers Ricky van Wolfswinkel weiter wurde der Handlungsbedarf in Basel offensichtlich noch grösser. Diesmal klappte es, Ajeti machte den Wechsel zurück ans Rheinknie, unterschrieb gleich für fünf Jahre.

Starker Wiedereinstieg
Der Wiedereinstieg verlief fulminant. Gleich bei seinem ersten Einsatz in Rot-Blau gegen Lugano traf er, eine Woche später gegen Thun wieder. Und dann auch in der Champions League bei ZSKA Moskau. Doch dieser Treffer wurde aus bis heute unerfindlichen Gründen vom Schiedsrichtergespann annulliert. „Ich weiss jetzt immerhin schon einmal, wie es ist, auf dieser Ebene ein Tor zu erzielen und es zu bejubeln“, findet Ajeti. Er weiss, dass er genug Zeit und Talent hat, um auch diese Premiere noch nachzuholen. Albian Ajeti ist in einer Phase zum FC Basel gestossen, als sich dieser aufmachte, nach einem durchzogenen Saisonstart mehr Stabilität in sein Gefüge zu bringen. Dass die Basler für einmal nicht Leader, sondern bloss Verfolger sind, sei kein grosser Unterschied. „Die Saison wird ohnehin erst in der Rückrunde so richtig spannend, es ist noch keine Entscheidung gefallen. Ich kenne unsere Qualitäten und Möglichkeiten, deshalb gibt es auch keinen Grund, angesichts des Rückstandes auf YB nervös zu werden.“ Albian Ajeti ist seit der U-15 Mitglied der Schweizer Auswahlen und ist mittlerweile im Kader der Schweizer U-21 voll und ganz angekommen.

(ds/nl)